Ich war gestern Abend in John Rambo. Dieser Streifen hat alles, um in wenigen Tagen vergessen zu sein und das zu recht.
ACHTUNG SPOILER. Wer diesen Film noch anschauen möchte, sollte nicht mehr weiterlesen. Dabei gibt es gar nichts Spannendes in diesem Werk. Aber der Reihe nach.
Es gibt die Bösen, thailändische Milizen, die auf sehr anschauliche und ausführliche Weise Frauen und Kinder morden. Die Einführung dieser Bösen erinnerte mich stark an die Bilder und Kommentare, die man zum Einschwören auf den ersten Golfkrieg oder des Balkankrieges sah. Alles etwas plump und überdeutlich gemacht. Wenn auch sehr authentisch. Es geht ziemlich zur Sache. Der Chef der Milizen wird als kaltblütig und Knabenliebhaber gezeigt. Leider ist er nur ein Böser unter Bösen, es fehlt, wie bei Rambo 1 und 3 eine starke Figur, die man hassen kann.
Die Guten gibt es natürlich auch. Mal wieder in Form von Amerikanern, die nur helfen wollen. Diesmal sind es Ärzte und Gottesfürchtige, die sich auf den beschwerlichen Weg machen, um dem, nach eigener Aussage "Völkermord" entgegen zu wirken. Diese Gruppe möchte ins Kriegsgebiet, um dort Medikamente und Bibeln unter das noch lebende Volk zu bringen. Auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit kommen sie zu John Rambo. John hat sich nicht nur etliche Kilos mehr in dieser kargen Dschungelandschaft zulegen können, sondern auch ein Boot.
Diese kleine, friedliche Gruppe hat ausser einer überkommunikativen Frau, die am Anfang mit einigen Sätzen nicht nur fast den gesamten Dialog des Filme bestreitet, sondern auch mit einem - Warum? - Darum! - Gespräch John Rambo dazu bringt, alle gegen erste Bedenken ins Zielgebiet zu fahren, auch eine Nachhut aus amerikanischen Söldnern, die der zuständige Priester hinterherschickt, nachdem die Gruppe natürlich von den Milizen gefangen wurde.
Diese Söldner zeichnen sich in erster Linie durch Fäkalsprache aus. Es sind aber liebe Söldner. Sie sind zwar sehr erfahren, aber auch sehr mitgenommen von den Abgeschlachteten und haben einen Haufen Tote noch nie vorher gesehen.
Die Schiessereien, und davon gibt es eine ganze Menge, sind gut gemacht. Laut, schnell und beindruckend. Es wird grösstenteils aus grosskalibrigen Geschützen gefeuert, die den jeweiligen Gegner von einzelnen Körperteilen befreit. Dies wird nicht, wie in anderen Filmen, besonders hervorgehoben, sondern einfach gezeigt. Auch die Explosion einer alten 2. Weltkrieg Bombe, die seitdem im Dschungel rumliegt, ist ein Augenschmaus.
Leider gibt es in diesem Film keinen Spannungsbogen. Es dümpelt alles so vor sich hin. Scheinbar willkürlich dient eine Schiesserei von vielen als Schlussszene, Tiefe oder irgendeine Handlungen gibt es nicht. Selbst Rambo ist zwar der Held, aber trotzdem nur eine Nebenfigur. Die jeweilige Lebensgeschichte der Charaktere wird innerhalb eines Satzes am Gedächtnis des Zuschauers vorbeigespult und auch sonst hat man keine Zeit, sich mit den Personen zu identifizieren, da die nächste Schiesserei wartet. Im Schnelldurchgang werden die Wesenszüge der Protagonisten vorgestellt und diese sind so spannend wie Erbsensuppe auf dem Herd.
Auch sonst gibt es keine Überraschungen. Es wechseln sich Überfälle der Bösen mit ruhigen Augenblicken ab, in denen Verletzten durch den Ärzten geholfen oder andächtig der Bibel gelauscht wird. Der Film ist dabei jederzeit berechenbar. Sobald es ruhig wird, weiss man, dass eine Minuten später irgendetwas explodiert. Selbst die Schlussgesten konnte ich 1:1 vorhersagen.
Propaganda, wie man sie aus Rambo 2 und vor allem 3 kennt, verströmt der Film hingegen in grossen Menge. Böse Terroristen, die kleine Kinder quälen, gute Amerikaner, die, wenn sie sterben, dies mit dem Christus Kreuz auf der Brust in Slowmotion tun. Amerikanische Söldner, die lieb und von Toten entsetzt sind. Und ein Rambo, der wieder einmal zum Krieg gezwungen wurde.
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